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Sample-Libraries – was ist das und warum sind sie bei Produzenten so beliebt?

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Ein Song besteht fast immer aus mehreren Instrumenten. Im Rock bilden zum Beispiel Bass, Gitarre und Schlagzeug die musikalische Basis für den Gesang. Klassische Musik besteht aus einer Vielzahl von Instrumenten wie Geigen, Posaunen oder Trompeten. Wenn Du diese Musik alleine produzieren willst, musst Du all diese verschiedenen Instrumente nicht nur besitzen, sondern auch spielen können. Sample- Libraries machen genau das möglich.

Was sind Samples?

Sampling bezeichnet die Aufnahme von Audiomaterial (zum Beispiel aus einem anderen Song) mit der Absicht, es in der eigenen Komposition einzusetzen. Man entnimmt sozusagen eine auditive „Probe“ aus einer fremden Quelle und verwertet diese in einem anderen Kontext.

Das Sampling entstand Ende der 70er Jahre: Hiphop-Produzenten verwendeten kurze Instrumental-Passagen – meist aus Stücken der damals modernen Funk-Musik – und nutzten sie als rhythmische oder melodiöse Grundlage in der eigenen Komposition. Eines der bekanntesten Samples dieser Art ist das Schlagzeug-Intro des Songs „Apache“ der „Incredible Bongo Band“ von 1973:

Diese kurze Rhythmus-Passage wurde zur Grundlage unzähliger Musikstücke verschiedenster Genres. Sie ist bis heute eines der am häufigsten verwendeten Samples der Musikgeschichte.

Aber auch kurze Gesangsparts, Akkorde oder ein „Yeah“ wurden gesampelt und im Hiphop meist zum Scratching benutzt:

Viele bekannte Songs bestehen also zu einem Teil aus Fragmenten anderer Musikstücke. Bands wie „Daft Punk“ oder „The Prodigy“ arbeiten sogar fast ausschließlich mit Fremdaufnahmen. Ob in einem Song Samples benutzt wurden oder ob aus ihm welche entnommen wurden, kannst Du auf der Seite whosampled.com über die Eingabe des Song-Namens nachprüfen.

Was sind Sampler?

Der Begriff wurde erstmals für Hardware-Rekorder verwendet, mit denen Töne aufgenommen und wiedergeben werden konnten. Sie boten Musikern auch die Möglichkeit, die Aufnahme in verschiedenen Tonhöhen (Pitch) oder Längen (Duration) wiederzugeben und es so an die eigene Komposition anzupassen.

Der erste Hardware-Sampler war der Fairlight CMI, der 1979 für rund eine Millionen US-Dollar erhältlich war. Er bestand aus einem Keyboard und einem Monitor und war nicht nur sehr teuer, sondern auch schwer und sehr sperrig.

Software-Sampler arbeiten nach dem gleichen Prinzip: Das Programm wird auf dem Computer installiert und übernimmt die Organisation und die Wiedergabe der Samples. Spielen lassen sich diese Aufnahmen zum Beispiel über einen Midi-Controller.

Sampler

Mit einem Midi-Keyboard können die Töne der Sample-Library vom Computer live gespielt werden. Bild 2: stockadobe.com, © diproduction

Was sind Sample-Libraries?

Toningenieure nutzten die Technik des Sampling, um Instrumente nachzubilden, indem sie deren Töne aufnahmen und sie in Form einer „Library“ beziehungsweise „Sammlung“ in geordneter Reihenfolge auf einem Speichermedium ablegten. Die gespeicherten Aufnahmen konnten nun mittels eines Hardware- oder Software-Samplers gespielt werden.

Das aufgenommene Klavier überträgt sich so eins zu eins auf das Midi-Keyboard: Schlägst Du dort beispielsweise das zweigestrichene C an, so gibt der Sampler ebenfalls das zweigestrichene C des zuvor aufgenommenen Klaviers wieder. Durch Sample- Libraries kannst mit so ziemlich jedem Instrument einen eigenen Song schreiben, obwohl Du es nicht physisch vor Dir hast.

Warum klingen sie so realistisch?

Ein Klavier hat 88 Tasten. Wenn der Ton jeder Taste einmal aufgenommen wird, so ergibt sich eine Sammlung von 88 Aufnahmen. Da jeder Sound jedoch nur ein einziges Mal vorliegt, kann das Instrument nicht realistisch abgebildet werden – das macht sich vor allem bemerkbar, wenn der gleiche Ton mehrmals hintereinander gespielt wird.

Man spricht auch vom sogenannten „Maschinengewehr-Effekt“: Das menschliche Ohr ist in der Lage zu erkennen, dass immer dieselbe Aufnahme wiederholt wird. In der elektronischen Musik wird dieser Effekt bewusst genutzt, um einen synthetischen Klang zu erzeugen.

Um jedoch einen realistischeren Sound zu erhalten, muss der gleiche Ton mehrmals aufgenommen und die Aufnahmen durch den Sampler beim Spielen abwechselnd wiedergegeben werden. Der Fachbegriff für die Anzahl der Samples für den gleichen Ton ist „Round Robin“.

Da sich der Klang zudem verändert, wenn die Taste härter oder weicher angeschlagen wird, wird jeder Ton auch in verschiedenen Anschlagsstärken (oder „Velocitys“) aufgenommen – und das ebenfalls in mehreren „Round Robins“. So entsteht eine sehr große Anzahl an Audiodaten und dadurch ein realistisches wie natürliches Spielgefühl.

Moderne Piano-Libraries bestehen nicht selten aus weit über 4.000 Samples (das sind circa 45 Audiofiles pro Taste) und sind daher auch für geschulte Ohren klanglich kaum von „richtigen“ Pianos zu unterscheiden. Das Prinzip des Samplings lässt sich auf jedes beliebige Instrument übertragen.

Mikrofonierung eines Klaviers

Beispiel für die Mikrofonierung eines Klaviers zur Aufnahme von Tönen. Bild 3: stockadobe.com, © Adam Calaitzis

Orchester Libraries

Durch den Fortschritt der Sampling-Technik ist es möglich, Geigen, Violinen oder Kontrabässe zu Hause über ein Keyboard zu spielen. Dazu musst Du das jeweilige Instrument weder besitzen noch selbst beherrschen. Das ist ein großer Vorteil, denn Blasinstrumente sind beispielweise aufgrund der erforderlichen Technik nicht leicht zu erlernen.

Über das Keyboard lassen sich Posaunen, Trompeten, Saxophone oder Flöten ganz ohne Vorerfahrung oder Übung einspielen – und das mit einem sehr natürlichen Klang. Du kannst dir die einzelnen Sounds der Instrumente bzw. auch der unterschiedlichen Arten einfach anhören und jenen aussuchen, der dir am besten gefällt.

Andererseits kannst du dich grundsätzlich ein wenig tiefer mit den einzelnen Instrumenten auseinandersetzen. Unzählige Varianten gibt es beispielsweise bei den Flöten. Allein bei den Querflöten gibt es verschiedene Bauarten, die sich jeweils durch einen eigenen Klang auszeichnen.

Bei Posaunen kannst Du Dich im Vorfeld mit einigen technischen Details auseinandersetzen, bevor Du überhaupt erst loslegen kannst. Denn hier wird zwischen den Zug- und Ventilposaunen unterschieden.

Die Besonderheiten der unterschiedlichen Bauarten und ihrem charakteristischen Sound findest du also auch in den digitalen Libraries. Damit Saiteninstrumente wie Geigen oder Violinen realistisch klingen, gehen Toningenieure bei der Aufnahme noch einen Schritt weiter: Jeder Ton wird zusätzlich in verschiedenen Spielarten – wie spiccato (kurz gestrichen) oder pizzicato (gezupft) – aufgenommen.

Ebenfalls oft in Orchester-Libraries zu finden sind Chöre. Die sind meist unterteilt in unterschiedliche Tonhöhen (Sopran, Tenor, Bariton…) sowie in verschiedene Vokale (ah, oh, uh…). Sie eignen sich perfekt, um Passagen fülliger zu gestalten und Dramatik zu erzeugen und können ebenfalls ohne jegliche Gesangserfahrung über das Keyboard eingespielt werden.

Perkussive Instrumente wie Cymbals, Timpanis, Xylophone, Marimbas oder Glockenspiele runden die vielseitigen Libraries ab, die aufgrund ihrer Fülle an Instrumenten und Spielweisen aus über einer Millionen Samples bestehen können.

Realistische Drums

Bei perkussiven Instrumenten fällt der oben genannte „Maschinengewehr-Effekt“ noch mehr ins Gewicht. Spielst Du einen Trommelwirbel mit nur einem einzigen Snaresample, dann klingt der Wirbel sehr unnatürlich – eben wie ein Maschinengewehr. Während dieser Effekt wie bereits erwähnt in der elektronischen Musik durchaus gewollt ist, sind für Musikrichtungen wie Pop, Rock oder RnB realistische Schlagzeugsounds gefragt.

Daher bieten moderne akustische Drum-Sampler eine hohe Anzahl an „Round Robins“, um diesen Effekt zu vermeiden. So klingt das Schlagzeug auch bei Wirbeln sehr realistisch. Ein weiterer Vorteil: Zum Spielen einer Drum-Library kannst Du nicht nur ein Midi-Keyboard, sondern auch ein Midi-Drumset verwenden.

Letzteres ist perfekt, um Schlagzeugspielen zu lernen. Es bietet nicht nur das gleiche Spielgefühl, sondern ist um einiges leiser: Die Sounds können vom PC über angeschlossene Kopfhörer wiedergegeben werden.

Retro Synthesizer

Es gibt im Bereich der synthetischen Klangerzeuger viele Instrumente aus früheren Dekaden, die man heute nur noch in Museen oder in renommierten Produktionsstudios findet. Produzenten haben daher kaum die Möglichkeit, diese Instrumente zu spielen und sie in die eigene Komposition miteinzubeziehen..

Es gibt jedoch Unternehmen, die genau das möglich machen. Denn sie können sich Zugang zu diesen Instrumenten verschaffen und die Töne der Synthesizer sampeln. Daraus bauen sie eine Library, die Produzenten nutzen können.

So können beispielsweise Sounds des Synthesizers „Yamaha CS-80“ (Baujahr 1976) in den eigenen Song eingebaut werden. Dessen Klang ist aus Songs wie „Africa“ von Toto oder „Wonderful Christmas Time“ von Paul McCartney bekannt und genießt unter Musikkennern Kultstatus.

 analoger Synthesizers

Beispiel eines analogen Synthesizers im Stil des „Minimoog“, der den Sound des 1974 erschienenen Song „Autobahn“ der deutschen Band Kraftwerk prägte. Bild 3: stockadobe.com, © Adam Calaitzis

Spezielle Libraries

Nachdem wir mit Pianos, Orchesterinstrumenten, Drums und Synthesizern sozusagen die Basics vorgestellt haben, hier noch eine Auswahl an exotischeren Instrumenten, die ebenfalls in Form einer Library gespielt werden können:

  • Banjo
  • Didgeridoo
  • Akkordeon
  • Ukulele
  • Dudelsack
  • Orgel
  • Steeldrums
  • Mundharmonika
  • Gitarre
  • Bass

Diese Liste kann noch lange weitergeführt werden, denn mittlerweile steht so ziemlich jedes Instrument in Form einer Library für die Musikproduktion zur Verfügung. Da sie preislich meist wesentlich günstiger sind als die Original-Instrumente und sich auch leichter und vor allem ohne Vorerfahrung spielen lassen, sind sie bei Musikproduzenten sehr beliebt.

Im Internet findest Du auch eine Vielzahl an Sammlungen, die vielleicht nicht ganz so aufwendig produziert und daher nicht ganz so professionell klingen – dafür stehen sie Produzenten wie Dir aber kostenlos zur Verfügung.

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